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„Therapeutischem Gammeln“ Ein neuer Ansatz in der Demenzbetreuung:

Die Betreuung von Menschen mit fortgeschrittener Demenz steht vor großen Herausforderungen. Häufig fehlen die nötigen Mitarbeiter, um eine angemessene Betreuung zu gewährleisten. Stattdessen greifen viele Einrichtungen vermehrt auf technische Lösungen oder künstliche Umgebungen zurück, die weniger Personal erfordern. Doch ist das der richtige Weg?

Bildquelle: freepik.com

Ein kritischer Blick auf aktuelle Praktiken

Michael Schmieder thematisiert in der Juni-Ausgabe des Demenzjournals 2023 die Problematik von sogenannten Bespaßungs- und Aktivierungsprogrammen sowie Scheinwelten, die das Leben von Menschen mit Demenz scheinbar leichter machen sollen. Er schreibt: „Bespaßung, Aktivierung und Scheinwelten machen das Leben von Menschen mit Demenz für die anderen weniger traurig. Wenn wir Menschen mit Demenz wirklich ernst nehmen, sollten wir nicht Altersheime in ein Disneyland verwandeln, sondern das Gammeln wieder salonfähig machen.“

Das Konzept des „Therapeutischen Gammlens“

In diese Richtung geht auch die provokante, aber notwendige Konzeptidee des „Therapeutischen Gammlens“ von Dr. Stephan Kostrzewa. Dieses Konzept steht im krassen Gegensatz zu der strukturierten und durchgetakteten Welt vieler Pflegeheime. Stattdessen setzt es auf eine menschenzentrierte Alternative, bei der die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Demenzerkrankten im Mittelpunkt stehen.

Das „Therapeutische Gammeln“ ermöglicht Menschen mit fortgeschrittener Demenz ein Leben in Sicherheit, Schutz und Geborgenheit. Es lädt gleichzeitig Pflegekräfte und Betreuende zur Reflexion über die aktuelle Praxis ein und ermutigt zur Suche nach alternativen Betreuungsformen.

Was bedeutet „Gammeln“?

Das Wort „Gammeln“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie „Lust, Spaß, Fröhlichkeit, Genuss“. Das Attribut „therapeutisch“ soll hierbei einen Widerspruch darstellen und Aufmerksamkeit erzeugen. Der aktuelle Demenz-Markt ist überfüllt mit fragwürdigen pädagogisch-erzieherischen und zwangstherapeutischen Angeboten sowie kuriosen bis hin zu unangemessenen Interventionsformen. Viele dieser Angebote sind nicht evidenzbasiert und dienen mehr der Beruhigung der Pflegenden und Angehörigen als den tatsächlichen Bedürfnissen der Betroffenen.

„Lasst sie doch einfach einmal in Ruhe!“

Dr. Stephan Kostrzewa, Sozialwissenschaftler, Altenpfleger, Fachautor und Journalist, vertritt die Devise: „Lasst sie doch einfach einmal in Ruhe!“. Er meint damit, dass der Betroffene der Experte seiner Demenz ist und Pflege als Aushandlungsprozess zwischen unterstützender und unterstützter Person verstanden werden sollte. Dies stellt die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Demenzerkrankten in den Mittelpunkt – ganz im Sinne des person-zentrierten Ansatzes nach Tom Kitwood.

Die erste „Gammel-Oase“ in Marl

Ein erster Schritt in diese Richtung wurde im Mai 2023 im Julie-Kolb-Seniorenzentrum in Marl unternommen. Hier entstand die erste „Gammel-Oase“ nach dem Konzept des „Therapeutischen Gammlens“.

Unser Beitrag

Wir haben das Konzept und die Idee in einer Kurzfortbildung zusammengefasst (08/2024). Die Quellenangaben ermöglichen eine tiefere Auseinandersetzung mit diesem spannenden Ansatz.

Fazit

Die Betreuung von Menschen mit Demenz benötigt neue Ansätze und Konzepte, die wirklich auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen. Das „Therapeutische Gammeln“ bietet eine solche Alternative und fordert uns alle auf, die Pflege und Betreuung von Demenzerkrankten zu überdenken und menschenzentrierter zu gestalten.

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